WOLFGANG

Ein Stück für eine Sprecherin, einen Dirigenten, einen Musiker und Trucker, einen Chor, fünf bis sechs Tänzer*innen und ein Kind.

Wenn der Mensch auf die Hände fiele, als Vierfüßler ginge, sich sein Fell stehen ließe und heulte, so wäre evolutionär ein bedeutender Schritt getan. Wie viel besser wäre der Wilde, der Zornige, der Abgehängte, der Erniedrigte und Beleidigte dann. Keine Hatespeech, keine Hände frei für Waffen oder Besitz an sich zu raffen. Ein tropfendes Maul hätte er, nicht seine Nächsten zu fressen, sondern sie mit zurückgewürgter Nahrung zu versorgen. So wäre er endlich kein Gefährder mehr und bewegte sich völlig unschuldig, frei über alle Grenzen hinweg und wäre reinen Herzens.

Ein Stück für eine Sprecherin, einen Dirigenten, einen Musiker und Trucker, einen Chor, fünf bis sechs Tänzer*innen und ein Kind. Als Wölfe tanzen sie in ein Europa zurück, aus dem sie für lange Zeit vertrieben waren. Territorialisierung, ob kartografisch, biologisch evolutionär oder nur in den Köpfen, ist ein einschneidender Vorgang. backsteinhaus produktion rückt diesem Vorgang auf den Leib und folgt ihm bis zur Grenze der eigenen Möglichkeiten. Heulend zerren die Wölfe an den Schranken unseres Denkens, reißen am Bild des Fremden, des Eindringlings, des Angstmachenden und zeigen uns, wie friedliches und soziales Miteinander harmlos und gefahrlos gelebt werden kann.

Dauer des Stücks: ca. 90 Minuten

Premiere: 12. Oktober 2017 // Theater Rampe, Stuttgart
Premiere Neuinszenierung: 18. Oktober 2018 // Seoul International Dance Festival, Korea

WOLFGANG wurde für das Tanz Jahrbuch 2018 von der Redaktion als eines der sieben sehenswertesten Heimatstücke ausgewählt.

Wolfgang Wolfgang Wolfgang Wolfgang

Mitwirkende

Performance und Kreation: Chloé Beillevaire, Jean Bermes, Steven Chotard, Giancarlo D’Antonio, Isabelle v. Gatterburg, Joscha Halder, Caroline Intrup, Andreia Rodrigues

Musiker*innen: Heiko Giering und die Performer*innen

Künstlerische Leitung: Nicki Liszta
Produktionsleitung und künstlerische Assistenz: Isabelle Gatterburg
Musikalische Leitung und Komposition: Heiko Giering
Bühne und Kostüm: Valentin Eisele
Dramaturgie: Martina Grohmann, Caroline Intrup
Video: Christopher Bühler
Hospitanz: Michael Guserle

Presse

»… weil die Choreografin Nicki Liszta über dieses Raubtiergehege herrscht, erwartet die Zuschauer ein ungewöhnlicher Tanztheaterabend, bei dem Konstellationen aufgebrochen und Regeln auf den Kopf gestellt werden – so intensiv, dass schnell klar wird: Mit dem Wolf geht es um die Mauer in unseren Köpfen, um die Fähigkeit, wach und wandelbar zu sein statt träge und voreingenommen.
Liszta ist eine Meisterin darin, Themen durch räumliche Nähe zu vermitteln … von einer ›persönlichen Performerin‹ betreut, muss sich niemand fürchten, wenn er plötzlich unter Wölfen ist. … der Tanz [behält] animalische Schärfe und lotet die Balance zwischen Menschen- und Wolf-Gang mit aggressiver Wucht aus, bis Evolutionssprünge zur schmerzhaften Fortbewegung werden. …
Nicht wie wir leben wollen, ist die Frage, sondern wie wir Zusammenleben können: Nicki Liszta findet für die Spannungen der Zeit tierisch gute Bilder.« Andrea Kachelrieß, Stuttgarter Nachrichten, 14. Oktober 2017

»Macht’s euch nicht zu gemütlich: Nur Dasitzen und Zugucken reicht bei Nicki Liszta nicht. Bei den tanztheatralischen Unternehmungen der Stuttgarter Choreografin weiß man nie so genau, was als Zuschauer auf einen zukommt. Auch bei ›Wolfgang‹ im Theater Rampe zieht man ab und zu vor Schreck den Kopf ein. …
Trotz aller Zweifel keimt manchmal fast die Hoffnung, dass wir alle das Wilde noch in uns haben. Neben dem großartigen, an sämtliche Grenzen gehenden Ensemble macht Heiko Gierings Live-Musik einen wesentlichen Teil des spannenden Abends aus.« Angela Reinhardt, Eßlinger Zeitung, 14./15. Oktober 2017

»Auf dem Zuschauerpodest gegenüber lauern Wölfe. Wir würden sie lieben, wären sie nur Hunde. Aber Wölfe wandern und respektieren keine Grenzen. Man kennt sie nur aus der Ferne. Davor haben wir Angst. Jetzt sollen wir sie auch noch bei uns aufnehmen: ›Mischlingswölfe, ein bisschen Polarwolf, ein bisschen arabisch‹, preist die Stimme. Das Wolfsrudel stürzt sich auf uns – Tänzer als Wölfe als Flüchtlinge, ›bei denen wir notfalls von der Schusswaffe Gebrauch machen‹. Es wird geschossen. Ins Bein. Es wird gesungen.
Wir lieben Heimat, den Heimatabend. Nicht den traditionellen, sondern den Heimatabend, der uns zusammenschließt gegen den Bau der Autobahn. Oder gegen Flüchtlinge. In einem berührungslosen Duo erlaubt keiner der beiden Tänzer einen Schritt am anderen vorbei. Diese freie Stuttgarter Produktion von Nicki Liszta zeigt weder Flüchtlinge noch Wölfe, sondern zeigt auf uns, das Publikum. Ich denke: Unsere Angst ist unsere Heimat.« Arnd Wesemann, Rubrik: Daheim, Tanz Jahrbuch 2018

Partner

Realisiert in Kooperation mit dem Theater Rampe im Rahmen der dreijährigen Kollaboration ›Rampe tanzt!‹. Gefördert im Rahmen der Konzeptionsförderung durch den Landesverband Freie Tanz- und Theaterschaffende Baden-Württemberg e.V. aus Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg sowie von der Stadt Stuttgart und unterstützt durch die Stiftung der Landesbank Baden-Württemberg.

Das Gastspiel beim Seoul International Dance Festival wurde ermöglicht durch die freundliche Unterstützung des Goethe Instituts und der Stadt Stuttgart.

Andere ProduktionenAlle Produktionen

4/3-Ratio

CLIMAX »Der Fall Mensch«

Gastchoreograf Miroslav Kochanek (B/CZ) setzt sich in einem wüstenähnlichen Cybersetting mit dem Klimawandel auseinander.
4/3-Ratio

HEADLESS

Eine Parabel auf die Zeit der allgemeinen Verunsicherung, Gegenwehr und ihre Folgeschäden, eine Haltungsübung und ein Lied gegen die Angst.